Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch by John Doyle

Don't worry, be German. Ein Ami wird deutsch by John Doyle

Autor:John Doyle [Doyle, John]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Sachbuch
ISBN: 9783104007281
Herausgeber: Fischer e-books
veröffentlicht: 2010-12-21T05:00:00+00:00


Freizügigkeit/Permissiveness

Ich mag Deutschlands Freizügigkeit. Nein, das stimmt nicht. Ich liebe Deutschlands Freizügigkeit. Und hätte ich damals als amerikanischer Teenager nur ansatzweise gewusst, wie freizügig Deutschland tatsächlich ist, wäre ich viel früher hierhergekommen! Ich hätte mit 15, 16 Jahren meiner Mutter verkündet: »Mom, ich erkläre hiermit meine verkorkste Pubertät in den USA für gescheitert und wandere deswegen nach Deutschland aus!« Dann hätten wir uns darüber gestritten, und ich hätte ihr erklärt, dass man in Deutschland nackt in die Sauna geht und manchmal genauso nackt im Park rumliegt. Und dass man manchmal auch nackt in der Zeitung abgebildet wird. Spätestens dann hätte sie - weil sie ein total lockerer Typ ist - wahrscheinlich gesagt: »Wow! Das hört sich gar nicht so schlecht an. Kann ich auch mitkommen?« Aber weil ich damals nichts, überhaupt gar nichts von Deutschlands Freizügigkeit wusste, dauerte es Jahre, bis ich hierherkam.

Der Besuch eines FKK-Strandes auf der Nordseeinsel Norderney war der Anfang.

Ein Kumpel, mit dem ich die Reise unternommen habe, fragte mich, als wir am ersten Tag in Richtung Strand liefen: »So, John, zu welchem Strand willst du überhaupt gehen?« Ich verstand ihn nicht und dachte bei mir: Zu welchem Strand? Natürlich zu dem schönsten Strand! Gefragt habe ich ihn aber: »Gibt es denn unterschiedliche? Ich meine, ist nicht ein Strand genauso wie der andere?«

In dem Moment glotzte mich mein Kumpel an und sagte: »Mensch, John, muss man euch Amis wirklich alles erklären?« Und ich antwortete: »Mir anscheinend schon.« Und dann fing er an, die verschiedenen Strände, die es hier in Deutschland gibt, aufzulisten: »Es gibt den normalen Strand, den Spaziergängerstrand, den Hundestrand, den Kinderstrand und auch natürlich den FKK-Strand.«

»Den ›FKK-Strand‹? Was ist das denn? Was bedeutet ›FKK‹?«, wollte ich wissen.

»FKK bedeutet Frei-Körper-Kultur.«

Diese Antwort half mir auch nicht gerade wirklich weiter, und deswegen fragte ich weiter: »›Frei-Körper-Kultur‹, was ist das denn?«

»Unter Frei-Körper-Kultur versteht man die Möglichkeit, als Mensch nackt am Strand rumlaufen, baden und Sport treiben zu können - wie Volleyball zum Beispiel.« Als ich mir seine Erläuterungen angehört hatte, sagte ich meinem Freund, dass ich das auch gerne machen würde, denn »Kultur« finde ich sehr wichtig.

Daraufhin gingen wir zum FKK-Strand, wo ich mein erstes Volleyballspiel mit nackten Spielern sah. Und ich muss sagen: Das war eine echte Offenbarung! Denn die Leute, die gerade spielten, sahen nicht wie auf Hawaii oder in Kalifornien jung und braungebrannt, muskelbepackt und vollbusig aus, sondern ganz im Gegenteil. Ganz anders. Wie soll ich sie beschreiben? Ich will nicht gemein sein, aber das waren acht in die Jahre gekommene deutsche Rentner, bei denen schon einiges schlaff war. Aber nicht, dass Sie mich falsch verstehen, lieber Leser. Ich wäre froh, wenn ich in dem Alter noch genauso gut aussehen würde wie diese Herrschaften. Im Grunde war ich eigentlich nur überrascht, dass ich so viele — sagen wir - »normal« aussehende Menschen nackt spielen sah.

Wenn man in Amerika an nackte Menschen denkt, die am Strand Volleyball spielen, dann denkt man an Leute wie Pamela Anderson, Paris Hilton, Angelina Jolie oder Brad Pitt. Das heißt, in den USA denkt man unweigerlich an Sex, wenn man an so viele nackte Volleyballspieler denkt.



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